Closed-End Funds in Deutschland – die besseren ETFs?
Das angelsächsische Investmentvehikel der Closed-End Funds (CEFs) wird in Deutschland immer beliebter. Viele Anleger sehen diese in Konkurrenz zu den traditionellen Exchange Traded Funds (ETFs). Meiner Meinung nach stehen sich CEFs und ETFs aber nicht gegenüber, sondern können sich ein einem ausgewogenen Portfolio toll ergänzen. Aus diesem Grund beleuchte ich in diesem Artikel die wesentlichen Unterschiede zwischen Closed-End Funds und ETFs, zwei scheinbar ähnlichen, aber im Kern doch sehr unterschiedlichen Anlageformen. Ich gehe ein auf die Vorteile und Nachteile beider Optionen speziell für den deutschen Markt, und schaue mir an, ob oder welche CEFs in Deutschland nicht mehr handelbar sind.
Was ist ein Closed-End Fund – die Definition
Closed-End Funds, oft auch als CEF abgekürzt, sind eine besondere Art von Investmentfonds. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich beim einem CEF um einen geschlossenen Fonds. Bei einem geschlossenen Fons ist die Anzahl der Anteile von Anfang an festgelegt und begrenzt. Im Gegensatz dazu, werden bei offenen Fonds fortlaufend neue Anteile ausgegeben und zurückgenommen. Dieser Unterschied zwischen Closed-End-Funds und offenen Fonds / Open-End-Funds hat erhebliche Auswirkungen auf die Funktionsweise, die Liquidität und das Risikoprofil der beiden Fondstypen.
So funktionieren Closed-End Funds:
- Emission: Zu Beginn gibt der Fonds eine bestimmte Anzahl von Anteilen aus, die wir als Anleger in der Regel über eine Bank oder einen Broker erwerben können. Dies geschieht meist zu einem festgelegten Ausgabepreis.
- Anlage: Je nach Anlageschwerpunkt des Fonds wird das eingesammelte Kapital vom Fondsmanagement in verschiedene Vermögenswerte investiert. Dies können Aktien, Anleihen, Immobilien, Private Equity oder andere Anlageklassen sein.
- Börsenhandel: Nach der Emissionsphase werden die Anteile des Closed-End Funds an der Börse gehandelt. Der Kurs der Anteile kann dabei schwanken und vom tatsächlichen Wert der enthaltenen Vermögenswerte (Net-Asset-Value, Nettoinventarwert, NAV) abweichen.
- Net-Asset-Value (NAV): Der NAV gibt den Wert aller Vermögenswerte des Fonds abzüglich der Verbindlichkeiten an. Er dient als Richtwert für den Wert der Anteile, kann aber aufgrund von Angebot und Nachfrage am Markt vom tatsächlichen Börsenkurs abweichen.
Eine Kaufgrund von CEFs sind für viele Anleger die Ausschüttungen. Einige Closed-End Funds schütten regelmäßig Dividenden oder Zinsen an die Anleger aus. In meinem Rente mit Dividende Depot befinden sich auch ein paar CEFs, die sich durch auskömmliche Dividenden auszeichnen 🙂
Ein hervorragendes Grundlagenwerk zum Thema CEFs ist auch „Closed-end Funds verstehen und bewerten“ von Anton Gneupel und Luis Pazos.
Der Unterschied zwischen CEFs vs. Open-End Funds
Closed-End Funds (CEFs) und Open-End Funds (offene Investmentfonds) dienen beide als Vehikel für die Geldanlage. Auch wenn es sich per se in beiden Formen um Fonds bzw. Sammelanlagen handelt, gibt es einen fundamentalen Unterschied, der ihre Funktionsweise und Attraktivität für uns Anleger prägt: die Struktur des Fonds.
Die Anzahl der Anteile eines CEF ist von Anfang an begrenzt und festgelegt. Es werden keine neuen Anteile ausgegeben, es sei denn, der Fonds entscheidet sich zu einer Kapitalerhöhung. Die Anzahl der Anteile eines Open-End Funds ist variabel. Neue Anteile werden ausgegeben, wenn Anleger investieren, und Anteile werden zurückgenommen, wenn Anleger ihre Anteile verkaufen möchten. CEFs werden „ganz normal“ wie Aktien an der Börse gehandelt. Der Kurs der Anteile kann dabei schwanken und vom NAV abweichen (mit einem Aufschlag oder Abschlag). Anteile von Open-End Funds werden in der Regel über die Fondsgesellschaft gehandelt. Der Preis der Anteile basiert auf dem NAV des Fonds.
Closed-End Funds können Ausgabeaufschläge und höhere Verwaltungsgebühren haben als Open-End Funds. Open-End Funds haben oft niedrigere Kosten, da sie in der Regel passiv verwaltet werden (z.B. Indexfonds). Die Liquidität von Closed-End Funds kann geringer sein als bei Open-End Funds, da die Anzahl der Anteile begrenzt ist. Open-End Funds sind in der Regel liquider, da die Fondsgesellschaft bei Bedarf neue Anteile ausgeben oder zurücknehmen kann.

Was ist besser: Closed-End Funds oder ETFs?
Die Frage, ob Closed-End Funds (CEFs) oder ETFs besser sind sind, lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Beide Anlageformen haben ihre Vor- und Nachteile. CEFs können in bestimmte Marktsegmente investieren, die für traditionelle Investmentfonds oder ETFs schwer zugänglich sind. Dies kann in bestimmten Marktphasen zu höheren Renditen führen, insbesondere wenn die CEFs in illiquide oder spezialisierte Vermögenswerte investieren, die nicht wenig mit dem breiten Markt korrelieren.
Darüber hinaus werden CEFs in der Regel aktiv von einem Fondsmanager verwaltet. Dies kann Fluch und Segen zu gleich sein. Ein großer Nachteil von Closed-End Funds sind die Kosten. Im Regelfall gibt es nicht nur Aufschläge und Abschläge beim Handel, sondern auch laufende Gebühren. ETFs bilden in der Regel einen Index ab und sind daher passiv verwaltet, was zu niedrigeren Kosten führt.
Sind ETFs Open-end oder Closed-end Funds?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind Open-End Funds. Das bedeutet, dass die Anzahl der Anteile eines ETFs nicht begrenzt ist. Neue Anteile werden ausgegeben, wenn Anleger investieren, und Anteile werden zurückgenommen, wenn Anleger ihre Anteile verkaufen möchten.
Aktives Management bei Fonds ist selten sinnvoll
Nochmal zum Thema aktives Management. Aktive Fondsmanager haben es schwer, den Markt langfristig zu schlagen. Die renommierte „S&P Indices Versus Active Funds (SPIVA) Scorecard“ vergleicht seit zwei Jahrzehnten die Performance aktiver Fonds mit ihren jeweiligen Benchmarks – und das Ergebnis ist ernüchternd. Die meisten aktiven Aktienfonds verfehlen ihre Vergleichswerte bereits nach fünf Jahren. Auf Sicht von zehn Jahren sieht es sogar noch düsterer aus. Obendrein gilt das sowohl für gute als auch für schlechte Börsenzeiten.
Ein paar alarmierende Beispiele der letzten zehn Jahre:
- 92% der europäischen Aktienfonds blieben hinter ihrer Benchmark zurück.
- 97% der Aktienfonds Schwellenländer unterboten ihre Benchmark.
- 98% der US-Aktienfonds verfehlten ihre Benchmark.
- 98% der globale Aktienfonds schnitten schlechter ab als ihre Benchmark.
Also: Augen auf beim Fonds-Kauf 🙂

Vorteile und Nachteile von Closed-End Funds
Closed-End Funds (CEFs) bieten eine Reihe von Vorteilen, die ich oben teilweise schon beschrieben habe. Insbesondere wenn sie in illiquide oder spezialisierte Vermögenswerte investieren, können CEFs in bestimmten Marktsegmenten höhere Renditen erzielen als traditionelle Investmentfonds oder ETFs. Vor allem in schwer zugänglichen Anlageklassen wie Immobilie oder Private Equity gibt es ein paar interessante CEFs, wo du lange nach passenden ETFs suchen kannst. Nicht zuletzt sind die meist hohen und regelmäßigen Ausschüttungen in Form von Dividenden ein großer Vorteil von Closed-End Funds.
Der größte Nachteil von Closed-End Funds sind die durchweg höheren Kosten. CEFs haben oft höhere Kosten als ETFs, da sie in der Regel aktiv verwaltet werden und zusätzliche Gebühren für den Börsenhandel anfallen können. Da die Anzahl der Anteile begrenzt ist und der Handel an der Börse weniger aktiv sein kann, ist der Handel von CEFs meist illiquider.
Sind Closed-End-Funds in Deutschland nicht mehr handelbar?
Es gibt bestimmte Closed-End-Funds, die in Deutschland nicht mehr handelbar sind. Das trifft aber bei Weitem nicht auf alle CEFs zu. Das Stichwort heißt MiFID II-Richtlinie. Sie ist eine Weiterentwicklung der MiFID-Richtlinie von 2007. Die Richtlinie enthält detaillierte Regeln für Finanzberater und -vermittler und besagt außerdem, dass für bestimmte Produkte Produktinformationsblätter (Key Information Document, KID) erstellt werden.
Und genau das wird einigen Closed-End Funds zum Verhängnis, die nur an einer ausländischen Börse gelistet sind. Leider ist die EU bzw. Deutschland kein so lukratives Pflaster, dass es sich lohnen würde, extra ein solches KID zu erstellen. Und wenn dieses Dokument fehlt, sind die entsprechenden CEFs in Deutschland nicht mehr handelbar. In Deutschland werden CEFs aber normalerweise als Aktie behandelt, weshalb diese im Regelfall – im Gegensatz zu US-ETFs – nicht unter MiFID-II fallen.
Wo kann man CEFs in Deutschland kaufen?
Das Angebot von Closed-End Funds ist bei den deutschen Brokern sehr unterschiedlich. In unserem Aktien und ETF Depot Vergleich findest du einige Broker, bei denen du eine Vielzahl von CEFs handeln kannst. Scalable Cpital, den Sieger in unserem Neobroker Vergleich, nutze ich selbst und habe auch einige Closed-End Funds in meinem Depot. Bei anderen Neobrokern, wie zum Beispiel bei Trade Republic, ist die Auswahl deutlich stärker eingeschränkt.
Fazit: Closed-End Funds als lohnenswertes Investment mit Risiken
Closed-End Funds (CEFs) werden in Deutschland immer beliebter. Aus meiner Sicht zurecht. Ich selber nutze CEFs für bestimmte Branchen (Versorger) oder Themen (China, Indien) als Vehikel, wenn ich hier entsprechend mit einem Abschlag zum inneren Wert zum Zuge komme. Je nachdem, wie gut der Einstieg war, halte ich die Position auch dauerhaft und kassiere die Dividenden. Wenn sich der Kurswert dem Net Asset Value angenähert hat oder dieser gar überschritten wird, kann es aber durchaus sein, dass ich die Positionsgröße wieder etwas reduziere.
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