Umstellung bei Scalable Capital – Nachteil für die Kunden?
Du hast es sicherlich schon mitbekommen: Scalable Capital plant eine große Umstellung. Die Plattform, die wir alle kennen und schätzen, steht vor einer Umstrukturierung, die weitreichende Folgen für uns als Kunden haben könnte. In diesem Beitrag möchte ich dir einen Überblick über diese Entwicklung geben und dir dabei helfen, die Vor- und Nachteile abzuwägen.
Bisher haben wir uns bei Scalable Capital an ein bewährtes System gewöhnt: Unsere Depots wurden von der Baader Bank verwaltet. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Scalable plant, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und eine eigene Depotinfrastruktur aufzubauen.

Hintergrund der Umstellung bei Scalable Capital
Die Gründe für diese weitreichende Entscheidung sind vielfältig. Zum einen verspricht sich Scalable davon eine größere Unabhängigkeit von externen Dienstleistern. Zum anderen könnten sich dadurch neue Möglichkeiten für innovative Produkte und Dienstleistungen ergeben.
Scalable verfügt aktuell über keine eigenen Depots. Wie bei finanzen.net ZERO, Traders Place und Smartbroker+ übernimmt die Baader Bank im Hintergrund die Depot- und Kontoführung. Dein Depot und Verrechnungskonto liegen daher bei der Baader Bank, die alle regulatorischen Anforderungen erfüllt, deine Geschäfte abwickelt und Deine Einlagen absichert.
Künftig plant Scalable, eine eigene Depotlösung anzubieten. Seit 2023 hat das Unternehmen die Zulassung als Wertpapierinstitut, benötigt für ein eigenes Verrechnungskonto jedoch eine Banklizenz. Laut Finance Forward wurde hierfür bereits ein Antrag gestellt.
Für Neukunden soll der Übergang einfach sein: Sie eröffnen ihr Depot direkt bei Scalable, während das Verrechnungskonto zunächst von einer Partnerbank geführt wird. Dieses Modell nutzt auch Trade Republic erfolgreich.
Was bedeutet die Umstellung für Bestandskunden?
Bestandskunden erhalten seit wenigen Tagen eine Nachricht auf dem Startbildschirm. In dieser Nachricht ist die Aufforderung zu lesen, dem Broker die Zustimmung zu einer Änderung der Vertragsbedingungen erteilen, die Scalable den Wechsel der Depotverbindung ermöglicht.
Scalable hat angekündigt, zunächst für zustimmende Bestandskunden ein neues Depot zu eröffnen und anschließend einen Depotübertrag vom bisherigen Baader Bank Depot durchzuführen.

Vorteile der Umstellung
Scalable entwickelt sich zu einer Vollbank und verfolgt damit den Weg, den Trade Republic eingeschlagen hat. Dies kann für uns Kunden von Vorteil sein, da Scalable mit der eigenen Depotverbindung wohl auch eine Verzinsung des Verrechnungskontos anbieten wird, um damit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Trade Republic auszugleichen.
Abgesehen von Trade Republic waren bisher die meisten Neobroker nur verschiedene Frontends der Baader Bank. Zukünftig wird es Unterschiede auch in den Inhalten geben. Die Baader Bank wird dann hauptsächlich Smartbroker+, Traders Place und finanzen.net ZERO betreuen, abgesehen von Sino als Spezialbroker für Heavy-Trader.
Abkehr von Baader Bank
Die Abkehr von der Baader Bank ist für viele Kunden – einschließlich mir – einer der größten Vorteile dieser Umstellung. Die Beschwerden zur Baader Bank sind vielfältig. Viele Kunden haben Schwierigkeiten erlebt, da Depotübertragungen länger dauern als erwartet. Einige berichten, dass es mehrere Tage oder sogar Wochen dauert, bis Wertpapiere vollständig überwiesen sind. Es gibt zahlreiche Berichte über unzureichenden Kundenservice. Kunden haben Schwierigkeiten, ihre Anfragen zu bearbeiten zu bekommen und erhalten oft keine Rückmeldungen oder nur Verzögerungen. Dividenden werden nicht nicht rechtzeitig gutgeschrieben und von falschen Abrechnungen und Probleme bei der Überweisung ist auch oft zu lesen. Sogar die Bafin hat die Baader Bank für das Verhalten bereits gerügt!
Welche Nachteile gibt es bei der Umstellung von Scalable Capital?
Nun, Nachteile per se gibt es aus meiner Sicht erstmal keine. Zumindest so lange alles glatt läuft.
Ein warnendes Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist der Wechsel der Depotbank von Smartbroker von BNP Paribas zur Baader Bank. Wertpapiere waren längere Zeit nicht handelbar oder Dividenden wurden zunächst nicht gutgeschrieben. Solche Probleme sind bei einer Migration leider üblich, aber für uns Kunden ärgerlich.

Was passiert mit Bruchstücken?
Jede Sparplanausführung erzeugt Bruchstücke, und es ist nicht garantiert, dass diese übertragen werden können. Sollte die Baader Bank dies nicht bewältigen (was durchaus möglich ist), werden die Bruchstücke verkauft. Der Zeitpunkt des Verkaufs und der Kurs über gettex sind dabei nicht kontrollierbar.
Laut Preis- und Leistungsverzeichnis kostet der Handel von ETFs über gettex bei einem Ordervolumen unter 250 € (was häufig bei Bruchstücken der Fall ist) 0,99 € je Order. Ob diese Kosten bei der Umstellung anfallen oder erstattet werden, wurde bisher nicht kommuniziert. Es besteht also das Risiko, dass bei vielen Positionen mit Bruchstücken erhebliche Kosten entstehen könnten.
Was passiert, wenn du nicht zustimmst?
Ich vermute: Nichts. Beim Smartbroker durften, entgegen der ursprünglichen Ankündigung, alle Kunden, die einer Verlagerung des Depots nicht zugestimmt hatten, am Ende ihre alten Depots bei BNP Paribas behalten.
Du kannst zustimmen oder es einfach lassen. Wenn du nicht zustimmst, bleibt für dich vorerst alles wie gehabt. Natürlich könnte Scalable deine Kundenverbindung kündigen, aber damit würden sie dich als Kunden und somit auch die damit verbundenen Provisionserlöse verlieren. Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass dies nicht passieren wird, außer bei Depots ohne Bestand. Für alle anderen Kunden wird es eine Lösung geben, die einen Verbleib bei der Baader Bank ermöglicht. Auch die Baader Bank hat kein Interesse daran, uns als Kunden zu verlieren!
Und nun – was tun? So gehe ich vor
Genauer gesagt, was habe ich schon getan?! Ich habe der Umstellung zugestimmt. Die Abkehr von der Baader Bank habe ich mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Ich persönlich nutze Scalable schon viele Jahre und bin sehr zufrieden. Das einzige Manke war tatsächlich immer die Baader Bank. Zwischendurch war ich sogar drauf und dran, aufgrund der Depotbank den Broker zu wechseln. Umso mehr freue ich mich nun, über die Änderungen.
Die Risiken sind mir bewusst und ich erwarte auch nicht, dass alles glatt geht- hoffe es aber natürlich 🙂
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