Covered Call ETFs in Deutschland – 3+1 Risiken bewertet
Die Covered Call ETFs sind in Deutschland angekommen – endlich. Ich selbst habe diese Vehikel fast sehnsüchtig erwartet, die es in den USA schon längere Zeit gibt. Bereits im Jahr 2023 hat JP Morgan einen globalen Covered Call ETF nach Deutschland gebracht. Seit Ende 2024 sind nun auch Covered Call ETFs auf den US-Markt insgesamt und speziell auf den Nasdaq-100-Index hierzulande handelbar. Die Vorteile der Covered Call ETFs sind vor allem hohe und monatliche Dividenden. Insbesondere die vergleichsweise hohen Gebühren und das Risiko aus der Strategie mit Optionen geben aber auch Anlass zu Kritik. In diesem Beitrag liest du eine verständliche Erklärung, was Covered Call ETFs sind, wie diese Funktionieren und ich bewerte für dich auf die 3+1 Risiken, die es meiner Meinung nach mit den ETFs gibt. Stay tuned 🙂
Was sind Covered Call ETFs?
Ein Covered Call ist eine bullische Optionsstrategie. Das heißt, du gehst davon aus, dass der Aktienkurs des Unternehmens von dem du die Optionen handelst, weiter steigt. Ein paar Basics zu Optionen und den Unterschied Options vs. Optionsschein habe ich in dem verlinkten Beitrag beschrieben. Ein Covered Call ist eine Kombination aus einem Short Call und einer Long-Position. Grundlage ist also, dass du 100 Aktien von einem Unternehmen besitzt (100 Aktien sind 1 Standard-Lot und die Mindestmenge). Auf diese 100 Aktien verkaufst du eine Kaufoption (Short Call). Das bedeutet, du gibst einem anderen Anleger das Recht, dir diese Aktien zu einem bestimmten Preis (Ausübungspreis) innerhalb eines bestimmten Zeitraums abzukaufen. Der Begriff „Covered“ bezieht sich darauf, dass deine Position durch die tatsächlich gehaltenen Aktien gedeckt ist. Du kannst die verkaufte Kaufoption bedienen, weil du die zugrundeliegenden Aktien besitzt. Durch das Einnehmen der Prämie des Short Calls kann die Kostenbasis der 100 Aktien weiter gesenkt werden. Der Profit ist allerdings nach oben hin begrenzt.
Aktienkurs vs. Ausübungspreis bei einem Covered Call
Die Funktionsweise von einem Covered Call habe ich an einem Beispiel am besten verstanden. Angenommen, du besitzt eine Aktienposition von 100 PepsiCo Aktien, deren aktueller Kurs bei 150 US-Dollar liegt. Du glaubst, dass der Kurs noch weiter steigen wird, hast aber auch nichts dagegen, Gewinne mitzunehmen. Du verkaufst eine Call-Option mit einem Strike-Preis / Ausübungspreis von 160 US-Dollar und einer Laufzeit von einem Monat. Für den Verkauf dieser Option erhältst du eine Prämie von 2 US-Dollar pro Aktie, also insgesamt 200 US-Dollar Prämie. Dein Gewinn hängt nun davon ab, wie sich der Aktienkurs bis zum Ende der Laufzeit entwickelt:
- Bleibt der Kurs von PepsiCo unter dem Strike-Preis von 160 US-Dollar, behältst du sowohl die 200 US-Dollar Prämie als auch die Aktien.
- Steigt der Kurs auf den Strike-Preis von 160 US-Dollar, musst du eine 100 PepsiCo Aktien zu 160 US-Dollar verkaufen (=100 Aktien mit je 10 US-Dollar Gewinn = 1.000 US-Dollar Gewinn) und kannst die Prämie von 200 US-Dollar behalten. Deine Rendite beträgt also 1.200 US-Dollar.
- Steigt der Kurs über den Strike-Preis von 160 US-Dollar, z. B. 165 US-Dollar, musst du eine 100 PepsiCo Aktien trotzdem zu 160 US-Dollar verkaufen (=100 Aktien mit je 10 US-Dollar Gewinn = 1.000 US-Dollar Gewinn) und kannst die Prämie von 200 US-Dollar behalten. Deine Rendite ist also auf 1.200 US-Dollar begrenzt.
Wie funktioniert der Covered Call ETF?
Covered Call ETFs sind meist aktive ETFs und die Portfoliomanager agieren im Grunde wie wir als Privatanleger, wenn wir Covered Calls handeln. Der ETF hält ein Portfolio von Wertpapieren. Um aus diesem Portfolio Einkommen zu erzielen, schreiben die Portfoliomanager Call-Optionen auf einen Teil der Aktien, nehmen wir wieder PepsiCo als Beispiel. Der Käufer der Option zahlt unseren Portfoliomanagern eine Prämie. Diese Prämie wird dann in Form einer monatlichen Dividende an uns als Anteilseigner weitergegeben.
Wenn der Aktienkurs von PepsiCo unter dem Strike-Preis bleibt, verbleiben auch die PepsiCo-Aktien im Depot und zusätzlich wird die Prämie kassiert. Wenn der Aktienkurs von PepsiCo am Ende des Monats über den Strike-Preis steigt, wird der Käufer wahrscheinlich seine Option ausüben. Damit wird ein Teil der PepsiCo-Aktien aus dem ETF-Portfolio ausgebucht. Dies kann dann dazu führen, dass das Gesamtportfolio einen Teil der Aufwärtsbewegung von PepsiCo verpasst.
Daran siehst du, dass für einen Covered Call ETF also eigentlich eine Seitwärtsphase oder ein schwacher Anstieg ideal ist.
Vorteile der Optionsstrategie
Einer der großen Vorteile der Covered Call Strategie bei ETFs sind die regelmäßigen Dividenden für uns Anleger. Bei den meisten dieser ETFs liegt die Dividendenrendite im Bereich von 8 bis 12%. Bei fallenden Kursen werden die Verluste teilweise begrenzt. Der maximale Verlust eines Covered Call ist auf den Wert der Aktie abzüglich der erhaltenen Prämie begrenzt, also aktueller Preis – durchschnittlicher Kaufpreis + Prämie. Da es sich um einer Long-Strategie handelt, ist auch damit zu rechnen, dass Kursgewinne auflaufen.
Welche Risiken haben Covered Call ETFs?
1. Begrenztes Aufwärtspotenzial im starken Bullenmarkt
Das wohl bekannteste Risiko der Covered Call Strategie ist das begrenzte Aufwärtspotenzial. Durch den Verkauf von Kaufoptionen wird das Gewinnpotenzial nach oben begrenzt. Warum das so ist, habe ich weiter oben beschrieben – steigt der zugrundeliegende Index stark an und übersteigt den Ausübungspreis der verkauften Optionen, muss der ETF die Aktien zu diesem niedrigeren Preis verkaufen. Dies bedeutet, dass der ETF bzw. wir einen Teil der möglichen Gewinne aus einem starken Bullenmarkt verpassen.
2. Erhöhte Volatilität durch implizite Volatilität der Optionen
Covered Call ETFs haben vielfach eine höhere Volatilität als „herkömmliche“ ETFs. Das liegt daran, dass die Wertentwicklung dieser ETFs nicht nur von der Kursentwicklung des zugrunde liegenden Index, sondern auch von der Entwicklung der impliziten Volatilität der Optionen abhängt. Die implizite Volatilität drückt die erwartete Schwankungsbreite eines Marktes für einen bestimmten Zeitraum aus. Die Berechnung ist ziemlich komplex und würde hier den Rahmen sprengen. In Kurzform: erwarten Marktteilnehmer eine hohe Schwankungsbreite, steigen die Prämien der Optionen, was in einem Anstieg der impliziten Volatilität resultiert.
3. Erhöhte Gebühren durch aktives Management
Der dritte Punkt ist genau genommen kein Risiko, aber zumindest ein erheblicher Nachteil. Covered Call ETFs sind in der Regel aktiv gemanagt, was höhere Kosten verursacht als bei passiv gemanagten ETFs. Ich persönlich finde die 0,35% TER, die JP Morgan für deren drei Covered Call ETFs aufruft sehr gut, für einen aktiven ETFs. Der Fidelity Global Quality Income aus meinem Rente mit Dividenden Depot hat kein aktives Management und trotzdem 0,4% TER.
Vergleich der Covered Call ETFs in Deutschland
Kommen wir nun zum Vergleich der Covered Call ETFs. Die Covered Call ETFs in Deutschland haben noch keine lange Historie. Die ersten dieser ETFs kamen im November 2022 auf den deutschen Markt. In den USA wurde 2013 der erste Covered Call ETF von Global X aufgelegt. Bisher ist das Angebot dieser ETFs auch noch recht überschaubar. Bei meiner Recherche habe ich insgesamt fünf handelbare Covered Call ETFs gefunden, die ich nun nochmal genauer beschreiben werde.
Global X S&P 500 Covered Call UCITS ETF (XY7D)
Der erste ETF den wir uns anschauen, ist der Global X S&P 500 Covered Call UCITS ETF (ISIN: IE0002L5QB31). Wie der Name schon vermuten lässt, agiert der ETF im Aktien-Universum des S&P500, also ausschließlich im US-Markt. Die Benchmark ist ein Index mit dem sperrigen Namen „Cboe S&P 500 BuyWrite 15% WHT“. Laut dem Indexanbieter misst dieser Index die Gesamtrendite einer hypothetischen Covered Call-Strategie, die auf den S&P 500 Index angewandt wird. Die verkauften Optionen liegen „am Geld“ und haben eine Laufzeit von einem Monat. Der Anhang „15% WHT“ sagt aus, dass die Dividenden nur zu 85% reinvestiert werden, um Steuereinbehalte zu berücksichtigen. Die TER ist mit 0,45% meiner Meinung nach im Rahmen. Mit rund 47,5 Mio. Euro Fondsvolumen ist der ETF der zweitkleinste ETF in dem Vergleich. Der Global X S&P 500 Covered Call UCITS ETF schüttet monatlich aus und hat eine Dividendenrendite von aktuell 6-7%.
Global X NASDAQ 100 Covered Call UCITS ETF (QYLE)
Der Global X NASDAQ 100 Covered Call UCITS ETF (ISIN: IE00BM8R0J59) ist der zweite ETF in diesem Vergleich. Auch dieser ETF ist ausschließlich in Aktien aus den USA investiert, genauer gesagt aus dem Nasdaq-100 (NDX). Die Benchmarkt trägt den wunderbaren Namen „Cboe Nasdaq-100 BuyWrite V2 UCITS Index“ und ist darauf ausgelegt, die Performance einer Covered-Call-Strategie (Short-Call) mit einer „Long“-Exposure im Nasdaq-100 Index (NDX) abzubilden. Die Optionen haben wieder eine Laufzeit von einem Monat. Wir sehen auch hier, dass Dividenden, die auf die dem Nasdaq-100 Index zugrunde liegenden Aktien gezahlt werden, nur zu 85 % reinvestiert werden. Dadurch sollen Steuerabzüge berücksichtigt werden. Auch bei diesem ETF liegt die TER bei 0,45%. Das Fondsvolumen beträgt rund 327 Mio. Euro. Natürlich schüttet auch der Global X NASDAQ 100 Covered Call UCITS ETF monatlich aus, wobei die Dividendenrendite mit 10-13% deutlich höher liegt, als bei dem Global X S&P 500 Covered Call ETF.
JP Morgan Global Equity Premium Income Active UCITS ETF (JGPI)
Kommen wir nun zum ersten Covered Call ETF von JP Morgan, dem JP Morgan Global Equity Premium Income Active UCITS ETF (ISIN: IE0003UVYC20). Der Name deutet schon an, was den ETF in diesem Vergleich einzigartig macht: der ETF investiert weltweit. Benchmark ist der bekannte MSCI World NR USD-Index. Der MSCI World Index erfasst knapp 1.400 Large- und Mid-Cap-Unternehmen aus 23 Industrieländern. Laut Factsheet überlagert der Fonds das Portfolio mit Indexoptionen, um Erträge durch Optionsprämien und Aktiendividenden zu erzielen. Weitere Details über Laufzeiten etc. sind nicht zu finden. Die TER beträgt 0,35% und ist für meinen Geschmack damit sehr annehmbar. Das Fondvolumen liegt bei rund 356,0 Mio. Euro und damit im Mittelfeld des Cover Call ETF Vergleich. Wie die anderen ETF schüttet auch der JP Morgan Global Equity Premium Income Active UCITS ETF monatlich Dividenden aus. Die Dividendenrendite liegt bei 6-7%. Besonders erwähnenswert finde ich die Positionen: die größte Position ist aktuell die Deutsche Telekom, gefolgt von T-Mobile US, PepsiCo und UnitedHealth. Der Technologie-Sektor ist auch hier am größten, trägt hier aber nur 19% bei, gefolgt von Healthcare mit ca. 16%.
JP Morgan US Equity Premium Income Active UCITS ETF (JEIP)
Der JP Morgan US Equity Premium Income Active UCITS ETF (ISIN: IE000U5MJOZ6) ist der zweite Covered Call ETF von JP Morgan in diesem Vergleich. Anders als beim Global X S&P 500 Covered Call UCITS ETF ist hier nicht sofort erkennbar, was der Investitionsschwerpunkt des ETF ist. Trotzdem investiert auch der JEIP im Aktienuniversum des S&P 500. Der Vergleichsindex ist der S&P 500 TR USD-Index. Der Index enthält die 500 größten Unternehmen der USA und deckt rund 80% der gesamtem Marktkapitalisierung ab. Der ETF ist das europäische Pendant zum bekannten JEPI aus den USA. Dieser JEPI soll laut Management eine Dividendenrendite von 5% bis 8% und eine jährliche Rendite von 6% bis 10% erzielen. Weiterhin strebt das Management an, etwa 85% der Performance des S&P 500 bei 35% geringerer Volatilität zu erzielen. Im Factsheet des europäischen JEIP steht dazu leider nicht und zur Optionsstrategie ist die gleiche Beschreibung wie beim JGPI zu finden. Die TER beträgt auch hier 0,35%. Mit nur ca. 24,1 Mio. Euro Fondsvolumen ist dieser ETF der kleinste Covered Call ETF im Vergleich. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei etwa 7% und damit im zuvor genannten Rahmen des JEPI.
JP Morgan Nasdaq Equity Premium Income Active UCITS ETF (JEQP)
Der letzte ETF in diesem Vergleich ist der JP Morgan Nasdaq Equity Premium Income Active UCITS ETF (ISIN: IE000U9J8HX9). Hier ist das Investitionsziel wieder klar zu erkennen. Genau wie der Global X NASDAQ 100 Covered Call ETF investiert dieser ETF in der Anlagewelt des Nasdaq-100 Index. Folglich ist auch die Benchmark der NASDAQ 100 TR USD-Index. Der Nasdaq-100-Index umfasst 100 der nach Marktkapitalisierung größten amerikanischen und internationalen Unternehmen (Finanz-Sektor ausgeschlossen), die an der Nasdaq-Börse notiert sind. Der Index wird auch gern als „Tech-Index“ bezeichnet, da aktuell rund 50% des Index aus Technologie-Aktien bestehen. Auch dieser ETF hat wieder ein Vorbild aus den USA: den beliebten JEPQ. Genau wie beim JEPI gibt auch das Management des amerikanischen JEPQ eine Guidance: der JEPQ soll eine Dividendenrendite von rund 9% und einen Total Return von 9-11% p.a. erwirtschaften. Wieder ist im Factsheet des europäischen JEQP und auf der Website von JP Morgan nichts zu lesen. Wie bei den anderen JP Morgan ETF liegt die TER des JEQP bei 0,35%. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 9,2% und ist damit auch im Rahmen der oben genannten Guidance. Mit einem Fondsvolumen von über 825 Mio. Euro ist der JEQP der größte Covered Call ETF.
Equity-Linked Notes (ELN) statt „echte“ Optionen (?)
Bei der Recherche zu den Optionsstrategien der JP Morgan ETFs bin ich noch über eine Besonderheit gestolpert. Dass die ETFs Indexoptionen nutzen, ist leicht zu verstehen. Im unten stehenden Ausschnitt aus dem Factsheet haben mich der zweiten und dritte Spiegelstich neugierig gemacht. Der Grund: Die amerikanischen Vorbilder nutzen ein Konzept namens Equity-Linked Notes (ELN).
Equity-Linked Notes sind Schuldverschreibungen, deren Rückzahlung an die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Wertpapiers oder Index gekoppelt ist. Das heißt, der Besitzer der ELNs kann an der Wertentwicklung eines bestimmten Marktes teilzuhaben, ohne den Basiswert selbst zu besitzen. Damit weisen ELNs nach meinem Verständnis gewisse Ähnlichkeiten zu Anleihen auf: Sowohl ELNs als auch Anleihen sind Schuldverschreibungen und beide Wertpapiere haben in der Regel eine festgelegte Laufzeit, nach der die Rückzahlung erfolgt und einige ELNs bieten regelmäßige Kuponzahlungen ähnlich wie klassische Anleihen. Der große Unterschied ist meines Erachtens die Rückzahlung: Während die Rückzahlung einer klassischen Anleihe in der Regel unabhängig von der Entwicklung des Marktes erfolgt, ist bei ELNs die Rückzahlung an die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index gekoppelt.
In den ETFs JEPI und JEPQ werden ELNs eingesetzt, um die Covered-Call-Strategie zu synthetisch nachzubilden. Anstatt direkt Aktien zu kaufen und darauf Call-Optionen zu schreiben, wie es bei einer traditionellen Covered-Call-Strategie der Fall wäre, nutzen diese ETFs ELNs. Die meisten dieser Verträge haben eine Laufzeit von einer Woche statt üblicherweise einen Monat. Darüber hinaus liegen die ELNs wohl „aus dem Geld“ und nicht wie üblich „am Geld“ oder sogar „im Geld“.
Sind Equity-Linked Notes zusätzliches Risiko?
Der Konzept dieser Equity-Linked Notes war mir ehrlicherweise komplett neu, mir war nicht bewusst, dass es ELNs überhaupt gibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind diese ELNs aber einer der Hauptgründe, weshalb die ETFs eine vergleichsweise geringe TER aufweisen, weil es dadurch nicht erforderlich ist die zugrundeliegenden Aktien physisch zu halten.
Das höhere Risiko im Vergleich zu „normalen“ Covered Call Optionen ist meiner Meinung nur durch die Art des Wertpapiers gegeben. Grundsätzlich handelt es sich bei ELNs um Vereinbarungen mit anderen Institutionen. Das heißt, es kommt ein Emittentenrisiko dazu, was es bei normalen Optionen nicht gäbe. Im Fall einer Finanzkrise könnte es dort also erhebliche Probleme geben.
Aus meiner Sicht ist das Risiko aber durch den Anteil der ELNs am Gesamtportfolio der ETF begrenzt. Im amerikanischen JEPI bestehen 15 bis 20% des Portfolios aus ELNs. Diese aggregieren fast alle Einnahmen, die der ETF in Form monatlicher Dividenden ausschüttet. Im Umkehrschluss sind 80 bis 85% des Portfolios erstklassige Blue Chips, die quasi am Markt hängen und Renditen erwirtschaften sollen, während 15 bis 20% des Portfolios fast die gesamten Erträge erwirtschaften.
Und zur Beruhigung: Keiner der hierzulande zugelassenen UCITS ETFs hat in irgendeinem Dokument etwas über ELNs stehen. Ich vermute, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen für ETFs (z. B. UCITS in Europa) zur Verwendung von derivativen Instrumenten wie ELNs zu streng sind und sich deren Einsatz auf die USA beschränkt.
Performance-Vergleich von Covered Call ETFs (Total Return)
Abschließend möchte ich natürlich noch einen Blick auf die Performance werfen. Da ein wesentlicher Anteil der Performance von Covered Call ETFs aus den Dividenden stammt, schaue ich auf den Total Return, also Kursperformance plus Dividenden. Aufgrund der kurzen Historie der in Deutschland handelbaren ETFs habe ich jeweils das amerikanische Pendant gewählt.
Im nachfolgenden Bild sind die Total Return Chart des S&P 500 (SPX) im Vergleich mit den daran angelehnten ETFs von JP Morgan (JEPI) und Global X (XYLD). Der JEPI ist der jüngste ETFs in dem Vergleich, weshalb der Chart beginnt ab 20.05.2020. Klar zu erkennen ist, dass der „normale“ S&P500 die Covered Call ETF deutlich geschlagen hat. Während der sich der S&P 500 in dem Zeitraum verdoppelt hat, kamen der JP Morgan ETF nur auf rund 72% und der Global X -ETF sogar nur auf ca. 65%.
Beim Vergleich der ETFs auf den Nasdaq-100-Index zeigt sich ein ähnliches Bild (unten), wobei der Vergleichszeitraum durch den noch jüngeren JEPQ erst im Mai 2022 beginnt. Der „normale“ Nasdaq-100-Index hat die beiden an den Index angelehnten ETFs von JP Morgan und Global X wieder deutlich geschlagen. Der JP Morgan-ETF hat rund 78% der Performance des „normalen“ Nasdaq-100 geschafft (beim S&P 500 waren es rund 72%).
Rendite aller 6 ETFs im Vergleich als Total Return
Das nachfolgende Gesamtbild der Rendite aller 6 ETFs im Vergleich ist aus meiner Sicht besonders interessant. Startpunkt ist wieder das Alter des jüngsten ETF im Mai 2022, dem JEPQ. Mit Blick auf den KI-Boom der letzten Jahre liegt der Nasdaq-100 erwartungsgemäß vorn. Danach kommt für mich die Überraschung: auf dem zweiten Platz liegt der JP Morgan Covered Call ETF auf den Nasdaq-100 mit mehr als 10% Vorsprung vor dem „normalen“ S&P500. Danach folgt der Nasdaq-100 ETF von Global X. Die beiden an den S&P 500 angelehnten ETFs haben nur ein drittel der Performance des „normalen“ Nasdaq-100 und die Hälfte des „normalen“ S&P 500 geschafft.
Für den Blick auf den langen Zeitraum eignen sich nur die ETFs von Global X, da diese bereits seit Ende Dezember 2013 in den USA handelbar sind. Der Total Return seit 01.01.2014 spricht Bände – gegen die ETFs von Global X. Während der „normale“ Nasdaq-100 in diesem Zeitraum rund 560% nach oben gelaufen ist, hat es der zugehörige Global X-ETF nur auf knapp 140% geschafft – inklusive Dividenden! Der Global X-ETF auf den S&P 500 hat gerade einmal die Hälfte der Rendite des „normalen“ S&P 500 erwirtschaftet. Sehr ernüchtern, aber mit Blick auf die zuvor beschriebenen kurzen Zeiträume wenig überraschend.
Vergleich von Drawdown und Volatilität
Zwei große Vorteile der Covered Call ETFs soll die geringere Volatilität und der stärkere Performance in Bärenmärkten sein. Mit Blick auf den nachfolgenden Vergleich der Abschwünge / Drawdowns seit Juni 2023 (Alter JEPI), stimmt das auch. Die jeweils an S&P 500 und Nasdaq-100 angelehnten Covered Call ETFs weisen geringe Drawdowns auf. Exemplarisch hier die Drawdown-Werte für den Abschwung im Oktober / November 2023:
- Nasdaq-100: -21,8%
- Global X Nasdaq-100 ETF: -19,9%
- JP Morgan Nasdaq-100 ETF: -16,8%
- S&P 500: -16,8%
- Global X S&P 500 ETF: -16,7%
- JP Morgan S&P 500 ETF: -9,8%
Die ETFs von Global X können nicht mit der Performance der JP Morgan-ETFs mithalten. Vor allem bei S&P 500 geht es bei dem Global X-ETF quasi genauso tief bergab, wie beim „normalen“ S&P 500. Dagegen ist der Abschwung des JEPI um ganze 7% geringer, als der des „normalen“ S&P 500. Der Abschwung des JEPQ ist immerhin um 5% geringer, als der des Nasdaq-100.
Im Bärenmarkt 2022 haben die Covered Call ETFs von JP Morgan und Global auf den S&P 500 eine deutliche Outperformance geschafft (Bild darunter). Während der „normale“ S&P 500 am Jahresende bei etwa -20% lag, war der JP Morgan ETF gerade einmal noch 3% im Minus. Der ETF von Global X ist dagegen wieder schlechter gelaufen.
Beim Blick auf die Volatilität (Volatility) sind die Unterschiede zwischen den einzelen Covered Call ETFs nicht so gravierend. Beim Vergleich mit den jeweiligen Benchmarks ist aber auch wieder erkennbar, dass Covered Call ETFs sich besser schlagen bzw. eine geringere Volatilität haben, als die Vergleichsindizes.
Welchen Covered Call ETF solltest du kaufen?
In Angebracht der Zwischenüberschrift: Bitte beachte den Risikohinweis, dies ist keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf / Verkauf bestimmter Wertpapiere 🙂
Falls du darüber nachdenkst, dir einen Covered Call ETF ins Depot zu legen, haben sich die ETFs von JP Morgan in meinem Vergleich auf allen Ebenen am besten geschlagen. Die ETFs von Global X waren in meinem Vergleich notorische Underperformer – bitte um einen Hinweis, falls ich etwas übersehe. Welcher der Covered Calls am Ende zu dir passt, hängt meiner Meinung nach von der Aufteilung des restlichen Depots ab.
Der breit aufgestellte JP Morgan Global Equity Premium Income ETF passt meiner Meinung nach am besten in ein Depot, was möglicherweise bereits sehr aggressiv aufgestellt ist. Das heißt, wenn du bereits sehr viele Wachstums- oder Technologie-Aktien oder einen Nasdaq-100-ETF oder S&P 500 Information Technology ETF mit hoher Gewichtung im Depot hast, wäre dieser ETF aus meiner Sicht einen Blick für dich wert.
Wenn dein Depot dagegen eher konservativ aufgestellt ist und die noch etwas Exposure in die USA fehlt, kannst du dich meines Erachtens vertieft mit den Covered Call ETFs auf den S&P 500 oder gar den Nasdaq-100 auseinandersetzen.
Fazit – ich kann mich für die JP Morgan ETFs begeistern
Seit einigen Monaten sind die aus den USA bekannten Covered Call ETFs JEPI und JEPQ nun auch in Deutschland handelbar. Viele Anleger, dazu zähle ich mich auch, haben die „Ankunft“ der Wertpapiere herbeigesehnt. Die wesentlichen Pluspunkte dieser ETFs sind die geringere Volatilität bzw. Schwankungsbreite und die hohe Dividendenrendite. Das große Risiko dieser ETFs ist in der Optionsstrategie mit Short Calls begründet. Durch den Verkauf der Kaufoptionen wird das Gewinnpotenzial nach oben begrenzt. Auch die vermeintlich höhere Volatilität (Stichwort implizite Volatilität der Optionen) und die höheren Gebühren werden als Nachteile gesehen.
Beim Vergleich der in Deutschland handelbaren Covered Call ETFs sind die Vor- und Nachteile nur in Teilen zu wiederzuerkennen. Inwiefern der kurze Zeithorizont aussagekräftig ist oder nicht, kann jeder für sich selbst bewerten. Aus meiner Sicht lassen sich daraus trotzdem folgende Gedanken zu den gezeigten Covered Call ETFs ableiten:
- Eine Outperformance der Covered Call ETFs gegenüber dem jeweiligen Vergleichsindex ist unwahrscheinlich, vor allem nicht in Bullenmärkten wie in den letzten zwei Jahren 2023 (Nasdaq-100 +54%, S&P 500 +26%) und 2024 (Nasdaq-100 +25%, S&P 500 +25%).
- In Seitwärtsphasen und Bärenmärkten zeigen die Covered Call ETFs ihre Stärke. Beispielsweise war der JEPI im Bärenmarkt 2022 über das Jahr nur 3% im Minus, während der S&P 500 fast 20% hinten lag.
- Die Volatilität scheint kein erhöhtes Risiko zu sein. Mit Blick auf den Bärenmarkt 2022, den Abschwung Ende 2023 und sogar den Corona-Crash lag die Volatilität der Covered Call ETFs stets unter den Benchmarks (nicht vollständig oben gezeigt, kannst du bspw. via PortfolioLabs prüfen).
Falls du den Beitrag zu meinem Rente mit Dividende Depot gelesen hast, weißt du auch, dass ich den JEQP selbst im Depot habe. Meiner Meinung nach passt dieser sehr gut in mein sonst konservatives Depot. Ich bin gespannt, wie sich die Position entwickeln wird.
Disclaimer
Ich besitze eine oder mehrere Aktien, die in diesem Beitrag erwähnt werden.
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Wenn du auf Basis von Informationen aus diesem Beitrag etwaige Anlageentscheidungen trifft, triffst du diese ausschließlich auf eigene Verantwortung und eigene Gefahr. Das bedeutet, dass ich nicht für Verluste haften kann, die du dadurch erleidest, dass du Anlageentscheidungen aufgrund von Informationen aus diesem Beitrag oder Kommentaren unter diesem oder anderen Beiträgen triffst.
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