Terry Smith und der großartige Fundsmith Fund des britischen Warren Buffett
Wenn du einmal in die „Aktien-Bubble“ eingetaucht bist, werden dich die Namen verschiedener Star-Investoren mit denen du dich identifizieren kannst, nicht mehr loslassen. Für viele ist Warren Buffet aka. das „Orakel von Omaha“ eines der großen Vorbilder. Für mich persönlich heißt das Investment-Idol Terry Smith, oft als der „britische Warren Buffett“ bezeichnet. Terry Smith hat sich mit seinem einzigartigen Ansatz und seinem Flaggschiff-Fonds, dem Fundsmith Equity Fund, einen Namen gemacht. Aus meiner Sicht hat Smith den Gedanken des Value-Investing von Buffet perfektioniert. Er setzt ebenso auf Qualitätsaktien mit starken Geschäftsmodellen, nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen und einem fähigen Management. Dieser Artikel beleuchtet Terry Smith und seine Anlagestrategie im Detail. Wir werden uns ansehen, was den Fundsmith Equity Fund auszeichnet, welche Prinzipien Smiths Investmentphilosophie prägen und welche Erfolgsfaktoren zu seinem bemerkenswerten Track Record beigetragen haben. Stay tuned.
Wer ist Terry Smith?
Da wahrscheinlich die wenigsten von euch interessiert, wann und wo Terry Smith mit Sandförmchen gespielt hat, möchte ich den Abschnitt kurz halten. Den fachlichen Hintergrund zu kennen, ist meiner Meinung nach trotzdem wichtig. Geboren im Jahr 1953 in London, begann Smith seine Karriere in den 1970er Jahren im Bankwesen bei Barclays. Ende der 80er Jahre war er einer der besten Bankanalysten in London. Der Anfang der 90er war für Smith ein Wendepunkt in seiner Karriere. Er arbeitete zu dieser Zeit bei UBS Phillips & Drew.
Nachdem eine Reihe von bekannten FTSE 100-Aktiengesellschaften in Konkurs gingen, wollten Smiths Kunden wissen, warum diese Unternehmen trotz scheinbar guter Gewinne scheiterten. Daraufhin verfasste Smith ein Analystenrundschreiben mit dem Titel „Accounting for Growth„. In diesem Schreiben legte er dar, dass diese Firmen eher Probleme mit dem Cashflow als mit der Rentabilität hatten und in einigen Fällen absichtlich irreführende Rechnungslegungsmethoden verwendet hatten. Sein Rundschreiben fand großen Anklang und der Verlag Random House bot Smith einen Vertrag an. Die UBS forderte Smith auf, das Buch zurückzuziehen, suspendierte und feuerte ihn und verklagte Smith schließlich. Beide Parteien einigten sich 18 Monate später außergerichtlich. Die Kontroverse trug dazu bei, dass das Buch an die Spitze der Bestsellerliste gelangte und schließlich über 100.000 Exemplare verkauft wurden.
2010 gründete er schließlich seine eigene Fondsgesellschaft mit dem Namen Fundsmith.
Der britische Warren Buffet und Value-Investing 2.0
Ein Markenzeichen von Terry Smith sind seine regelmäßigen Investorenbriefe. Diese Briefe sind wie bei vielen anderen Fondsmanagern das Sprachrohr zu seinen Anlegern. Smith erläutert in den Briefen seine Anlageentscheidungen und schlägt auch oft kritische Töne gegenüber der Finanzindustrie an. Eines seiner Lieblingsthemen ist der Fokus aus kurzfristige Gewinne und die Bedeutung einer langfristigen Perspektive. Mit gutem Grund ist der davon überzeugt, dass sich durch Geduld und Disziplin langfristig bessere Ergebnisse erzielen lassen. Vor allem in Zeiten von Social Media und den vielen tollen Chancen, die es scheinbar überall gibt, fällt das vielen Anlegern – mir eingeschlossen- schwer.
Bei der Auswahl seiner Aktien achtet Smith auf eine starke Unternehmenskultur und legt großen Wert auf ein fähiges Management. Er investiert nur in Unternehmen, deren Geschäftsmodell er versteht und deren Führung er „vertraut“. Bei dem verwalteten Vermögen, hat er wahrscheinlich wirklich die Möglichkeit, das Management jedes Unternehmens aus seinem Portfolio persönlich zu kennen. Ein bekanntes Zitat von ihm lautet: „Buy good companies, don’t overpay, and then do nothing.“ Zu Deutsch: „Kaufe gute Unternehmen, zahle nicht zu viel und tue dann nichts.“ – dieses Zitat verdeutlicht Smiths „Buy and Hold“-Ansatz und seine Überzeugung, dass aktives Handeln nicht immer notwendig ist. Vor allem dann nicht, wenn man in qualitativ hochwertige Unternehmen investiert hat.
Investing For Growth – Terry Smiths Anlagestrategie
„Investing for Growth“ ist nicht nur der Titel von einem der Bücher von Smith, sondern quasi auch die Zusammenfassung seiner Anlagestrategie. Diese basiert auf einigen fundamentalen Prinzipien, die ihn von vielen anderen Fondsmanagern unterscheiden. Das auserkorene Ziel von Smith ist die Auswahl von „Qualitätsunternehmen“. Er sucht nach Unternehmen mit einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil – dem guten alten „Burggraben“. Diese Burggraben-Aktien sollten sich dann noch auszeichnen durch eine hohe Eigenkapitalrendite, beständige und vorhersehbare Gewinne sowie eine soliden Bilanz.
Ein weiterer Eckpfeiler seiner Anlagestrategie ist der „Buy and Hold“-Ansatz. Smith ist ein Verfechter des langfristigen Investierens und lehnt kurzfristiges Trading oder Market Timing strikt ab. Er ist überzeugt, dass sich durch Geduld und das Halten von Qualitätsaktien über lange Zeiträume die besten Ergebnisse erzielen lassen und dass zu viel Aktivität im Portfolio oft zu schlechteren Ergebnissen führt. Anstatt in einen breiten Index zu investieren, konzentriert er sich auf wenige, ausgewählte Aktien – typischerweise sind etwa 20-30 Aktien in seinem Portfolio.
Zudem vermeidet Smith bestimmte Branchen, wie beispielsweise Banken, Rohstoffunternehmen oder stark zyklische Branchen. Diese Branchen sieht er als schwerer vorhersehbar und risikoreicher an. Vor allem bei Banken und Rohstoffunternehmen kann ich diesen Ansatz voll und ganz verstehen. Ich persönlich finde die Bilanzen von Banken extrem schwer zu verstehen und der Rohstoffsektor ist einfach sehr undurchsichtig. Stattdessen liegt der Fokus von Terry Smith typischerweise in den Bereichen Konsumgüter (z. B. Diageo, Unilever), Technologie (z. B. Microsoft, PayPal) und Gesundheitswesen (z. B. Novo Nordisk).
Portfolio und Branchen im Fundsmith Equity Fund
Kommen wir nun zum Steckpferd von Terry Smith: seinem legendären Fundsmith Equity Fund (ISIN: LU0690375182). Der Fundsmith Equity Fund ist ein aktiv verwalteter Aktienfond, dessen Fondsmanager natürlich Terry Smith selbst ist. Im Vergleich zum MSCI World erkennt man sofort seine Anlagestrategie wieder. Aus den Top 10 des MSCI World finden sich im Portfolio des Fundsmith Equity Fund nur Microsoft und Meta wieder. Der Fokus auf wenige Qualitätsaktien führt natürlich auch dazu, dass das Gewicht der Top 10 im Fundsmith Equity Fund mit fast 60% deutlich höher ist, als im MSCI World (ca. 25%).
Mit Blick auf seine Anlagestrategie ist die Verteilung der Branchen im Vergleich zum MSCI World deutlich defensiver. Statt Technologie, Finanzen und zyklische Konsumgüter, machen die defensiven Branchen Gesundheitswesen und Basiskonsum bereits mehr als 50% des Portfolios des Fundsmith Equity Fund aus. Das heißt, Gesundheitswesen ist mehr als doppelt so hoch und Basiskonsum sogar mehr als viermal so hoch gewichtet, wie im MSCI World. Danach kommt Technologie mit immerhin knapp 20% Portfolio-Gewicht.
Performance Chart – Fundsmith Equity Fund vs. MSCI World
Der Performance Chart des Fundsmith Equity Fund im Vergleich zum MSCI World kann sich sehen lassen und spricht für die Qualität des Fonds. Mit Blick auf die Branchenverteilung hat mich das dann doch etwas überrascht. Seit der Auflegung im Jahr 2010 (das Bild unten startet im November 2011, habe keine längeren gefunden) hat der Fundsmith Equity Fund rund 560% zugelegt und der MSCI World etwa 430% (Stand 21.12.2024). Dabei ist gut zu erkennen, dass die Outperformance nicht auf einzelnes Event zurückzuführen ist, sondern sich kontinuierlich über den Zeitraum akkumuliert hat. In den letzten Jahren hat sich jedoch der Vorteil gegenüber dem Tech-lastigen MSCI World deutlich verkleinert.
Mit Blick auf durchschnittliche Performance pro Jahr (CAGR) im Vergleich MSCI World fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass der Fundsmith Equity Fund im Gesamtbild seit Auflegung und in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt besser gelaufen ist, sich der Aufstieg der „Magnificent 7“ aber klar im Vergleich niederschlägt. Gegen Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Tesla und Nvidia war in den letzten 3-5 Jahren kein Kraut gewachsen. Da muss man neidlos anerkennen, dass die Strategie von Terry Smith in dieser Markphase nicht aufging.
Fazit – Vorbild im Value Investing
Die Überschrift für das Fazit fasst meine Einstellung zu Terry Smith zusammen. Mit seiner Anlagestrategie kann ich mich zu sehr großen Teilen identifizieren. Auch wenn ein großer Teil meines Depot aus ETFs/Fonds besteht, so kann ich seine Prinzipien voll und ganz auf den Teil der Einzelwerte übertragen. Seitdem ich diese Kriterien mit meinen teils abgewandelten Maßstäben auf mein Depot anwende, ist die Zahl der Trades in meinem Depot erheblich gesunken. Selbst bei starken Kurseinbrüchen, wie zuletzt bei Novo Nordisk, komme ich nicht ins Zweifeln, weil ich weiß, was für ein Qualitätsunternehmen hinter der Aktie steckt.
Wie Aktien analysieren in Anlehnung an die Herangehensweise von Terry Smith funktioniert, habe ich in dem verlinkten Artikel beschrieben.
Mein Rente mit Dividende Depot habe ich ebenfalls schon ausführlich beschrieben. Die darin enthaltenen Einzelwerte sind zu großen Teilen mit den Vorstellungen von Terry Smith konform.
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