Unterschied Option vs. Optionsschein – einfach erklärt
Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind dir die Begriffe Optionen oder Optionsschein schon untergekommen. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Option vs. Optionsschein? Gibt es überhaupt einen?! Diese komplexen Finanzinstrumente bieten dir vielfältige Möglichkeiten, am Kapitalmarkt zu partizipieren und dein Portfolio zu diversifizieren. Doch was genau unterscheidet Optionen von Optionsscheinen? Und welches Instrument ist das richtige für deine Anlagestrategie? In diesem Artikel werden wir die beiden Begriffe genau unter die Lupe nehmen. Wir erklären die grundlegenden Konzepte, gehen auf die Unterschiede ein und zeigen Vor- und Nachteile beider Instrumente auf.
Optionen für Einsteiger erklärt
Eine Option gehört zur Kategorie der Derivate und leitet ihren Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert ab. Dieser Basiswert kann beispielsweise eine Aktie, eine Anleihe, ein Rohstoff oder ein Währungspaar sein. Der Käufer einer Option erhält das Recht, den Basiswert zu einem vorher festgelegten Preis (dem sogenannten Strike-Preis) bis oder zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft entweder zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Der Zeitpunkt, an dem die Option ausgeübt werden kann, wird als Fälligkeit oder Verfallstag bezeichnet.
Ein wesentlicher Aspekt von Optionen ist, dass der Käufer das Recht hat, die Option auszuüben, jedoch keine Verpflichtung dazu besteht. Im Gegensatz dazu trägt der Verkäufer der Option (auch Stillhalter genannt) die Verpflichtung, den Basiswert zum vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, falls der Käufer sich entscheidet, sein Recht auszuüben. Diese asymmetrische Verpflichtung macht Optionen zu einem flexiblen Instrument für Absicherungen, Spekulationen und Ertragsstrategien auf den Finanzmärkten.
Die wichtigsten Komponenten einer Option:
- Basiswert: Der Vermögenswert, auf den sich die Option bezieht (z.B. die Aktie der Apple Inc.).
- Ausübungspreis: Der festgelegte Preis, zu dem der Basiswert gekauft oder verkauft werden kann.
- Laufzeit: Die Zeitspanne, innerhalb derer die Option ausgeübt werden kann.
- Prämie: Der Preis, den ein Anleger für den Erwerb einer Option zahlt.
Arten von Optionen
Es gibt verschiedene Arten von Optionen, die sich in ihren Ausübungsrechten und der Laufzeit unterscheiden:
- Amerikanische Optionen: Können jederzeit bis zum Verfalldatum ausgeübt werden.
- Europäische Optionen: Können nur am Verfalltag ausgeübt werden.
- Asiatische Optionen: Der Ausübungspreis wird als Durchschnitt des Basispreises über einen bestimmten Zeitraum berechnet.
- Binäre Optionen: Haben nur zwei mögliche Auszahlungen: entweder den vollen Betrag oder nichts.
Optionen werden an organisierten Börsen gehandelt, wie beispielsweise der Eurex oder der Chicago Board Options Exchange (CBOE). Der Handel erfolgt in der Regel über Broker, die Zugang zu diesen Börsen haben. Anleger können Optionen sowohl kaufen als auch verkaufen.
Die Bedeutung von Put-Option und Call-Option
Es gibt zwei grundlegende Arten von Optionen: Call- und Put-Optionen, bei denen jeweils ein Käufer und ein Verkäufer beteiligt sind. Eine Call-Option erlaubt dem Käufer, von steigenden Kursen des Basiswertes zu profitieren. Angenommen, eine Aktie steht aktuell bei 100 Euro, und der Ausübungspreis der Option liegt bei 105 Euro. Wenn die Aktie auf 110 Euro steigt, kann der Käufer die Aktie zu 105 Euro kaufen und erzielt einen Gewinn von 5 Euro. Der Verkäufer (auch „Short“ genannt) ist in diesem Fall verpflichtet, die Aktie für 105 Euro zu liefern und erleidet dadurch einen Verlust von 5 Euro.
Für dieses Recht zahlt der Käufer eine Optionsprämie an den Verkäufer. Diese Prämie setzt sich aus dem inneren Wert und dem Zeitwert der Option zusammen. Der innere Wert entspricht dem Betrag, um den die Option „im Geld“ ist – bei einer Call-Option liegt der Basispreis über dem Ausübungspreis, bei einer Put-Option darunter. Der Zeitwert reflektiert die Wahrscheinlichkeit, dass die Option bis zum Ablaufdatum an Wert gewinnt.
Auf der Long-Seite, also als Käufer, sind die Gewinne bei Call- und Put-Optionen potenziell unbegrenzt, während die Verluste auf die gezahlte Prämie begrenzt bleiben. Auf der Short-Seite sind die Gewinne auf die erhaltene Prämie limitiert, aber die Verluste können unbegrenzt ausfallen. Dieses Risiko lässt sich durch gezielte Strategien wie Hedging oder Kombinationen verschiedener Optionen minimieren. Da viele Optionen am Ende der Laufzeit wertlos verfallen, können Verkäufer oft die Prämien einbehalten, was zu ihrem Vorteil gereicht.
Mittlerweile gibt es sogar Covered Call ETFs in Deutschland, die gezielt Short Call Optionen einsetzen, um eine zusätzliche Rendite zu erzielen.
Vorteile des Optionshandels:
- Hebelwirkung: Mit Optionen können Anleger mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz hohe Renditen erzielen.
- Risikomanagement: Optionen bieten die Möglichkeit, Risiken zu begrenzen und Portfolios abzusichern.
- Flexibilität: Es gibt eine Vielzahl von Optionen, die auf unterschiedliche Anlagestrategien zugeschnitten werden können.
Risiken des Optionshandels:
- Zeitwertverlust: Mit zunehmender Restlaufzeit verliert eine Option an Wert (Theta).
- Volatilitätsrisiko: Schwankungen der Volatilität des Basiswertes können den Wert einer Option stark beeinflussen.
- Komplexe Produkte: Optionen sind komplexe Finanzinstrumente, deren Handel ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung erfordert.
Optionsscheine – Derivate mit Hebel
Was sind Optionsscheine?
Optionsscheine ermöglichen es dir, überproportional an der Kursentwicklung eines bestimmten Basiswerts, wie einer Aktie, teilzuhaben. Diese Produkte haben eine Hebelwirkung, die es erlaubt, bereits mit einem kleinen Kapitaleinsatz größere Marktbewegungen abzubilden. Wie bei Optionen verleihen Optionsscheine das Recht, eine festgelegte Menge eines Basiswerts zu einem vorher definierten Preis und Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Zudem kann mit ihnen sowohl auf steigende (Call-Optionsschein) als auch auf fallende Kurse (Put-Optionsschein) spekuliert werden. In diesen Punkten ähneln sie klassischen Optionen.
Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Optionen und Optionsscheinen. Optionsscheine werden von Emittenten wie Banken (z. B. HSBC oder DZ Bank) herausgegeben und sind strukturierte Finanzprodukte. Sie werden in der Regel außerbörslich gehandelt, was sie weniger flexibel macht. Ein zusätzliches Risiko besteht in der Insolvenz des Emittenten, da diese Produkte nicht durch einen zentralen Markt abgesichert sind. Die Preisgestaltung von Optionsscheinen ist komplexer und weniger transparent als bei Optionen, da Faktoren wie die implizite Volatilität durch den Emittenten beeinflusst werden können. Dies führt dazu, dass der tatsächliche Wert eines Optionsscheins schwerer nachzuvollziehen ist.
Daher sollten Anleger die Risiken und Eigenschaften von Optionsscheinen sorgfältig prüfen, bevor sie investieren, insbesondere im Vergleich zu standardisierten Optionen, die an der Börse gehandelt werden.
Die wichtigsten Unterschiede zu Optionen:
- Standardisierung: Optionen sind standardisierte Produkte, die an geregelten Börsen gehandelt werden. Optionsscheine hingegen sind nicht standardisiert und werden oft außerbörslich (OTC) gehandelt.
- Emittent: Optionen haben keinen festen Emittenten, während Optionsscheine von einer bestimmten Bank oder einem anderen Finanzinstitut herausgegeben werden.
- Flexibilität: Optionsscheine bieten eine größere Flexibilität in Bezug auf die Ausgestaltung, da sie auf die individuellen Bedürfnisse der Anleger zugeschnitten werden können.
Wer gibt Optionsscheine aus?
Optionsscheine werden in der Regel von großen Banken oder spezialisierten Emittenten herausgegeben. Diese Institute übernehmen die Rolle des Gegenübers im Vertrag und sind für die Auszahlung der Optionsscheine verantwortlich.
Merkmale von Optionsscheinen:
- Hebelwirkung: Optionsscheine bieten oft eine hohe Hebelwirkung, d.h. mit einem geringen Kapitaleinsatz können hohe Gewinne oder Verluste erzielt werden.
- Individuelle Gestaltung: Optionsscheine können auf die spezifischen Anlageziele und Risikobereitschaft des Anlegers zugeschnitten werden.
- Barriere-Optionsscheine: Eine besondere Form von Optionsscheinen sind Barriere-Optionsscheine. Diese verlieren an Wert oder werden sogar wertlos, wenn der Kurs des Basiswerts eine bestimmte Schwelle (Barriere) überschreitet oder unterschreitet.
- Knock-out-Optionsscheine: Eine weitere spezielle Variante sind Knock-out-Optionsscheine. Diese verfallen wertlos, wenn der Kurs des Basiswerts eine bestimmte Schwelle erreicht.
Vorteile von Optionsscheinen:
- Hohe Renditechancen: Durch die Hebelwirkung können Optionsscheine hohe Renditen ermöglichen.
- Individuelle Gestaltung: Optionsscheine können auf die persönlichen Anlageziele abgestimmt werden.
- Teilnahme an steigenden und fallenden Märkten: Sowohl Call- als auch Put-Optionsscheine bieten die Möglichkeit, an steigenden und fallenden Märkten zu partizipieren.
Risiken von Optionsscheinen:
- Hohes Verlustrisiko: Aufgrund der hohen Hebelwirkung können Verluste schnell entstehen.
- Emittentenrisiko: Das Ausfallrisiko des Emittenten kann zum Totalverlust führen.
- Komplexe Produkte: Optionsscheine sind komplexe Finanzinstrumente, deren Handel ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung erfordert.
Unterschiede zwischen Option und Optionsschein als Übersicht
Der Hauptunterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen liegt in der Standardisierung. Optionen sind standardisierte Produkte, während Optionsscheine individuell gestaltet werden können. Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Instrumente in Bezug auf den Handelsplatz, die Emittenten und das Risiko.
Merkmal | Optionen | Optionsscheine |
---|---|---|
Standardisierung | Standardisiert, börsengehandelt | Individuell gestaltet, oft OTC-Handel |
Emittent | Kein fester Emittent, Handel zwischen Marktteilnehmern | Emittenten sind in der Regel Banken oder Finanzinstitute |
Flexibilität | Weniger flexibel, da standardisiert | Hohe Flexibilität bei der Gestaltung |
Hebelwirkung | Kann hoch sein, aber begrenzt durch die Börsenmechanismen | Kann sehr hoch sein, da individuell gestaltet |
Transparenz | Hohe Transparenz durch börslichen Handel | Geringere Transparenz, da Preise oft vom Emittenten festgelegt werden |
Risiko | Marktpreisrisiko, Zeitwertverlust, Volatilitätsrisiko | Marktpreisrisiko, Zeitwertverlust, Volatilitätsrisiko, Emittentenrisiko |
Option vs. Optionsschein – gegensätzlich und doch gleich
Die Beliebtheit von Optionsscheinen bei Privatanlegern wächst stetig. Dennoch ist es entscheidend, die Besonderheiten und Risiken dieses Instruments zu verstehen. Sowohl Optionen als auch Optionsscheine bieten die Möglichkeit, an der Kursentwicklung von Basiswerten zu partizipieren. Sie unterscheiden sich jedoch in einigen wesentlichen Punkten:
- Standardisierung: Optionen sind standardisierte Produkte, während Optionsscheine individuell gestaltet werden können.
- Emittent: Optionen werden an Börsen gehandelt, während Optionsscheine von Emittenten herausgegeben werden.
- Flexibilität: Optionsscheine bieten eine höhere Flexibilität in der Gestaltung.
- Hebelwirkung: Beide Instrumente bieten Hebelwirkung, die bei Optionsscheinen jedoch höher ausfallen kann.
- Risiko: Sowohl Optionen als auch Optionsscheine sind mit Risiken verbunden. Bei Optionsscheinen kommt zusätzlich das Emittentenrisiko hinzu.
Welches Instrument das Richtige ist, hängt von den individuellen Anlagezielen, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab.
Optionen eignen sich für Anleger, die eine hohe Transparenz, Standardisierung und die Möglichkeit zum Handel an der Börse schätzen.
Optionsscheine sind für Anleger interessant, die eine hohe Flexibilität, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und eine potenziell höhere Rendite suchen. Sie sollten jedoch das höhere Risiko, insbesondere das Emittentenrisiko, beachten.
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